Wir sind nicht allein – Startups zum Recycling von Faserverbundwerkstoffen

Aerocircular, ELG Carbon Fibre Ltd. (Belgien)

Das in Belgien ansässige Unternehmen bereitet seit 2016 ausgemusterte Flugzeuge für das Recycling vor. In Ostende werden die Flugzeuge vor Ort zerlegt und die Ersatzteile gelagert. Nicht wieder verwertbare Teile werden den Prozessen zum Recycling zugeführt. Für das Recyceln der kohlenstoff- bzw. carbonfaserhaltigen Bestandteile besteht eine Kooperation mit ELG Carbon Fibre Ltd. aus Großbritannien. Das 2011 gegründete Unternehmen ELG Carbon Fibre Ltd. nutzt die Pyrolysetechnologie, um sowohl Faserverschnitt als auch End-of-Life Bauteile zu recyceln. Die Produktpalette des Unternehmens umfasst dabei Vliese aus Carbonfasern, geschnittene Carbonfasern und Carbonfasermehl [1].

Carbon Cleanup GmbH (Österreich)

Gegründet im Jahr 2020 setzt dieses Startup aus Linz auf eine mobile Lösung für das Recyceln von carbonfaserhaltigen Abfällen. Mittels einer mobilen Aufbereitungseinheit sollen Abfälle gesammelt und behandelt werden. Über eine dazugehörige Softwarekomponente können die benötigten Logistik- und Qualitätsprozesse abgebildet werden. Durch das mobile Konzept für das Recycling sollen die Abfälle idealerweise dort recycelt werden, wo sie ursprünglich anfallen. Somit kann die Wirtschaftlichkeit des gesamten Aufbereitungsprozesses an Attraktivität gewinnen [2].

Extracthive/PHYre (Frankreich)

Das französische Unternehmen Extracthive aus Sorgues entwickelt seit 2016 eine Anlage für das Recycling von Carbonfasern, deren Technologie PHYre den Solvolyseprozess nutzt. Seit 2019 wird die aktuelle Anlage mit einer Kapazität von 1.000 kg pro Tag betrieben. Im Solvolyseprozess werden Matrixmaterialien chemisch gelöst, so dass nur die Carbonfasern zurückbleiben. In der Anlage können sowohl Produktionsabfälle als auch End-of-Life Bauteile behandelt werden. Das Unternehmen pflegt diverse Partnerschaften, zum Beispiel im Bereich der Nachbehandlung der zurückgewonnenen Fasern [3].

Mitsubishi Chemical Advanced Materials GmbH
(ehemals CFK Valley Stade Recycling und CarboNXT) (Deutschland)

Mitsubishi Chemical Advanced Materials übernahm 2020 die beiden Vorreiter im Recycling von carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) aus der Bundesrepublik Deutschland. Am Standort des ehemaligen CFK Valley Stade Recycling GmbH werden trockene Faserreste, Prepreg-Verschnitte und End-of-Life Bauteile recycelt, die hauptsächlich von Akteuren aus der Automobilbranche stammen. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2005. Sechs Jahre später wurde die Anlage für das Recycling offiziell in Betrieb genommen. Mit einem Pyrolyseprozess und nachfolgender Veredelung werden verschiedene rezyklierte Faserprodukte auf Basis eines thermoplastischen Matrixmaterials hergestellt. Am Standort des ehemaligen Schwesterunternehmen CarboNXT, das im Jahr 2010 gegründet wurde, werden die Produkte aus recycelten Fasern vertrieben [4], [5].

Neocomp GmbH (Deutschland)

Als Tochterunternehmen der Neowa GmbH ist das Unternehmen seit 2015 auf die Entsorgung von Materialien aus GFK, hauptsächlich aus Rotorblättern von End-of-Life Windkraftanlagen, spezialisiert. Mit Partnern werden Großbauteile für den Transport in situ vorzerlegt und metallische Bestandteile separiert. Nach dem Transport zum Verwertungsstandort bei Bremen werden die Teile aus GFK mittels Schreddern mechanisch zerkleinert und metallische Reste weiter aussortiert. Das aufbereitete Material wird als Roh- und Brennstoff in Zementwerken eingesetzt. Dort können benötigte Ressourcen wie Sand oder Kohle substituiert werden. Neben den Rotorblättern von Windkraftanlagen werden beispielsweise auch die Boote der ReBoat GmbH oder faserhaltige Abfälle aus anderen Branchen verwertet [6], [7].

ReBoat GmbH (Deutschland)

Das 2020 gegründete Unternehmen ReBoat nimmt das Recycling von ausgemusterten Booten in Angriff. Das Hamburger Startup zerlegt End-of-Life Boote in ihre Bestandteile und recycelt die verschiedenen Materialien. Neben den technischen Komponenten besteht der Korpus dieser Boote vor allem aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), da dieser sehr witterungsbeständig und damit langlebig ist. Für das Recycling der Bestandteile aus GFK arbeitet das Startup mit der Firma Neocomp zusammen. Kunden erhalten für werthaltige Rohstoffe anteilig ein Guthaben, das mit den Kosten für das Recycling verrechnet wird. Somit können die Kosten für die Entsorgung für die Kunden verringert werden [8], [9].

Shocker Composites (USA)

Das im Jahr 2016 gegründete Startup Shocker Composites aus Wichita (Kansas) setzt die Technologie der Pyrolyse ein und kann damit Fasern mit einem Qualitätsgrad recyceln, der auch für Anwendungen im Bereich der Luftfahrt geeignet ist. Durch das lineare Prozesslayout der verwendeten Anlage kann die Kosteneffizienz des Recyclings verbessert werden. Somit müssen keine weiteren Komponenten für die Anlage aufgebaut werden, um mehr Abfallvolumen recyceln zu können. Die rezyklierten Fasern aus diesem Prozess sind „fluffig“. Sie müssen also komprimiert werden, um nutzbare Produkte zu erhalten. Shocker Composites stellt aus den gewonnenen Fasern Thermoplast-Pellets für den Spritzguss oder 3D-Druck her [10], [11].

Vartega (USA)

Vartega, ein weiteres amerikanisches Unternehmen aus Golden (Colorado), nutzt ebenfalls ein solvolytisches Verfahren für das Recycling zur Wiedergewinnung von Fasern aus Produktionsabfällen. Das Geschäftsmodell des 2014 gegründeten Startups basiert neben der stationären Behandlung auch auf mobilen Stationen für das Recycling, um dort verfügbar zu sein, wo die Abfälle ursprünglich anfallen. Verbundbauteile können durch den Einsatz der recycelten Fasern des Startups nach eigener Angabe um bis zu 50 % günstiger hergestellt werden als Bauteile, die aus neu hergestellten Carbonfasern bestehen [12].

Stand 2021-06-04

Quellenverzeichnis
[1] Aerocircular, URL: http://aerocircular.green.
[2] Carbon Cleanup GmbH, URL: https://www.carbon-cleanup.com.
[3] PHYre, URL: https://www.phyre-recycling.com.
[4] CFK Valley Stade Recycling GmbH & Co. KG, URL: https://www.cfk-recycling.de/index.php?id=112.
[5] Mitsubishi Chemical Advanced Materials GmbH, URL: https://www.carbonxt.de/de.
[6] neocomp GmbH, URL: https://www.neocomp.eu.
[7] , WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, URL: https://www.wfb-bremen.de/en/page/bremen-invest/recycling-glass-fibre-polymers-nehlsen.
[8] ReBoat GmbH, URL: https://www.re-boat.de.
[9] Ebner Media Group GmbH & Co. KG, URL: https://motorbootonline.de/boote/erster-fachbetrieb-fuer-die-entsorgung-von-altbooten
[10] Shocker Composites LLC, URL: https://www.shockercomposites.com.
[11] CompositesWorld Magazine, URL: https://www.compositesworld.com/articles/sustainable-inline-recycling-of-carbon-fiber.
[12] Vartega Inc, URL: https://www.vartega.com.

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